foto
Harnessing the Power of Appreciative Inquiry: Transform Your Organization From Within
28. Juni 2024
foto
Harnessing the Power of Appreciative Inquiry: Transform Your Organization From Within
28. Juni 2024
Show all

Emotionen können nicht an der Stechuhr abgegeben werden: #Imago#Dialoge als Brücke zur #psychologischenSicherheit am Arbeitsplatz

foto

https://unsplash.com/de/fotos/orangefarbenes-und-weisses-plastik-eierspielzeug-DoqtEEn8SOo

Der/die durchschnittliche Europäer*in verbringt ein Drittel der Lebenszeit in der Arbeit. Und selbst wenn nur 14% Prozent angeben[1], regelmäßig Überstunden zu machen oder Arbeit mit nach Hause zu nehmen- die Emotionen, die aus schwierigen Arbeitsbeziehungen resultieren, können nicht an der Stechuhr abgegeben werden.

Sie sind es, die auch nach dem Feierabend weiter beschäftigen oder sogar den Schlaf rauben. Konflikte im Team, sowie ein Mangel an Vertrauen in Führungskräfte sind häufige Ursachen für Unzufriedenheit und in weiterer Folge das Verlassen des Arbeitsplatzes.[2]

Hast du dich jemals in einer Situation am Arbeitsplatz wiedergefunden, in der Spannungen im Team allgegenwärtig waren? Ungelöste Konflikte führten zu einem ständigen Hick-Hack und Kleinigkeiten wurden plötzlich zu scheinbar unlösbaren Problemen. Du hattest keine Lust mehr, dich mit bestimmten Personen abzugeben und gingst auf Rückzug.

Unsicherheit, Wut, Frust oder Hilflosigkeit und noch vieles mehr können Teil des Gefühlcocktails sein, der aus schwierigen Beziehungen am Arbeitsplatz resultiert. Im beruflichen Kontext Gefühle zu zeigen wird häufig als unprofessionell bewertet. Aufgrund des Mangels an Möglichkeiten zur Aussprache und Konfliktlösung, wird die am Arbeitsplatz entstandene Frustration nicht selten beim/bei der Partner*in zuhause ausgelebt.

So logisch es scheint, dass Beziehungsprobleme dort gelöst werden müssen, wo sie entstanden sind, so schwierig ist es. Ergeben sich herausfordernde Situationen in der Arbeit, fehlt es häufig an Ideen und Mut diese mit dem/ der jeweiligen Teamkolleg*in zu bearbeiten. Doch die meisten wünschen sich nichts mehr als das sich wiederholende Desaster in Zukunft zu vermeiden und zu einer stabileren Zusammenarbeit zu gelangen. Gute Beziehungen steigern nicht nur die Freude an der Arbeit, sondern führen auch zu besseren Ergebnissen. Sie bilden das Fundament für eine gesunde und produktive Arbeitsumgebung.

Doch wie schaffen wir eine Arbeitsumgebung, in der Fehler erlaubt und Konflikte gelöst werden können?

Psychologische Sicherheit[3] bedeutet, dass sich Mitarbeiter*innen sicher fühlen, ihre Gedanken, Ideen und Bedenken zu äußern, ohne Angst vor negativen Konsequenzen zu haben. In so einem Umfeld fühlen sich Mitarbeiter*innen respektiert, gehört und unterstützt, was wiederum zu einer offeneren Kommunikation, besserer Zusammenarbeit und höherer Arbeitszufriedenheit führt. Amy Edmondson beschreibt in ihrem Buch: „The fearless organisation“ auch die positiven Auswirkungen auf die „performance“, die aus der erhöhten Lernbereitschaft entsteht.[4]

Psychologische Sicherheit kann entstehen, wenn nicht nur über das WAS (die Aufgaben), sondern auch über das WIE (die Zusammenarbeit) geredet wird. So wie in privaten Beziehungen, entstehen gute Beziehungen am Arbeitsplatz nicht von selbst. Sie brauchen Zeit und die Bereitschaft, sich mit sich und dem Gegenüber auseinanderzusetzen und das auch dann, wenn es schwierig wird, weil unterschiedliche Meinungen, Arbeitsweisen oder auch persönliche Verhaltensweisen sichtbar werden.

Gerade am Arbeitsplatz brauchen Menschen einen sicheren und verlässlichen Rahmen, wenn es darum geht, einem Teammitglied mitzuteilen, dass sein/ ihr Verhalten als kränkend , verletzend oder nervenaufreibend erlebt wird. Auch sexistische oder diskriminierende Verhaltensweisen können Anlass für eine Aussprache sein, die eines sicheren geführten Rahmens bedarf.

foto
CC unsplash photo by Christina @ wocintechchat.com

Hier kommt Imago ins Spiel. Imago ist ein Ansatz[5], der von Harville Hendrix und Helen Hunt entwickelt wurde und vor allem aus der Arbeit mit Paaren und Familien bekannt ist. Doch weil gute Beziehungen im Arbeitsleben ein zentraler Faktor der Zufriedenheit sind, kann Imago auch hier viel zur Entwicklung und Weiterentwicklung der Kooperationsfähigkeit beitragen. Das Format bietet einen strukturierten Rahmen für offene und ehrliche Gespräche, in denen Mitarbeiter*innen ihre Gedanken und Gefühle mitteilen und die zwischenmenschliche Verbindung, die in schwierigen Situationen allzu leicht verloren geht, wieder aufgebaut werden.

Das Kernstück von Imago sind die Imago-Dialoge, die im Zweiersetting geführt werden und idealerweise von einer/m Imago Facilitator geleitet werden. Diese Form des Gesprächs eignet sich besonders dann, wenn sich zwei Personen im Team immer wieder und nicht selten auf Basis kleiner Vorkommnisse in die Haare kommen.

Wer kennt das nicht? Das Verhalten einer bestimmten Person im Team triggert den bereits genannten Gefühlscocktail. Die konstruktive Zusammenarbeit ist nicht mehr möglich. Auch wenn nach außen hin, immer noch auf der Sachebene diskutiert wird, sind innerlich bereits ganz andere Kräfte am Kochen. Diese Kräfte im Zaum zu halten kostet mindestens so viel Kraft, wie ihnen aus dem Weg zu gehen.

Im Rahmen von Imago-Dialogen können herausfordernde Beziehungsmuster angesprochen und die unterschiedlichen Wahrnehmungen der Beteiligten offen gelegt werden. Die Dialoge bieten dafür einen sicheren Rahmen und eine Struktur, die es ermöglicht an den Kern der Gefühle ranzukommen. In diesem Format, das vor allem im beruflichen Setting begleitet werden sollte, bekommen beide Personen die Möglichkeit ihre jeweilige Perspektive ausführlich darzustellen, während das Gegenüber aufmerksam zuhört. Vorgegebene Satzanfängen unterstützen die „sendende“ Person, die unterschiedlichen Aspekte der Erfahrung zu beleuchten. Die „zuhörende“ Person spiegelt das Gesagte möglichst wortgetreu. Das Spiegeln wird von den meisten Personen zu Beginn als „komisch“ erlebt, wer es schafft sich unvoreingenommen darauf einzulassen, erkennt bald, dass die Wiederholung der eigenen Worte durch die andere Person eine besondere Erfahrung des Gehört-Werdens mit sich bringt. Dies führt zu einem neuen Verständnis und zu einem vertieften Miteinander.

Im Zuge der Dialogarbeit klären sich erlebte Missverständnisse oder aber die Personen realisieren, dass das Gegenüber die Situation zwar anders erlebt hat, diese Wahrnehmung jedoch ebenso „richtig“ und nachvollziehbar ist wie die eigene. So werden brüchig gewordene Beziehungen wieder stabiler. Die Beteiligten erkennen, dass der Austausch mehr bringt, als das Hinterschlucken oder woanders los werden.

Die psychologische Sicherheit wächst mit dem Vertrauen, dass auch schwierige Situationen gemeinsam gelöst werden können. Wer diese Erfahrung gemacht hat, hat auch weniger Angst vor den weiteren Herausforderungen, die die Zusammenarbeit immer wieder bereithält.

Warum ist Imago besonders in diversen Teams so wirksam?

Gerade in diversen Teams können unterschiedliche Perspektiven und Hintergründe leicht zu Missverständnissen und Konflikten führen. Deshalb sind gerade hier Imago-Dialoge eine sehr hilfreiches Format der Beziehungsarbeit. Sie schaffen einen Raum der Entschleunigung, in dem Unterschiede anerkannt und respektiert werden. Durch den Fokus auf das Zuhören, Verstehen und Einfühlen können sich Mitarbeiter*innen aus verschiedenen kulturellen oder sozialen Kontexten über Aspekte austauschen, die sonst oft unter den Tisch gekehrt werden und zu einem latenten Gefühl des Nicht-dazugehörens oder Anders sein führen.

Angebote die gute Beziehungen am Arbeitsplatz fördern, sind nicht nur ein „nice-to-have“. Organisationen, denen die guten Beziehungen im Team am Herzen liegen und die zeitliche und finanzielle Ressourcen dafür zur Verfügung stellen, legen den Grundstein für eine gesunde und produktive Arbeitsumgebung, in der jede und jeder das volle Potenzial entfalten kann.

Interessiert oder neugierig geworden?

Dann melden sie sich gerne bei mir: margret.steixner@intercultural-perspectives.com


[1] https://www.eurofound.europa.eu/en/topic/working-time

[2] Workplace Culture Report 2020: From Day One Corporate Values Conference in Los Angeles

[3] Edmondson, Amy: Psychological Safety and Learning Behavior in Work Teams. Harvard University. Online verfügbar unter https://web.mit.edu/curhan/www/docs/Articles/15341_Readings/Group_Performance/Edmondson%20Psychological%20safety.pdf zuletzt geprüft am 05.04.2022.

[4] Edmondson, Amy C. (2019): The fearless organization. Creating psychological safety in the workplace for learning, innovation, and growth. Hoboken: Wiley. Online verfügbar unter https://ebookcentral.proquest.com/lib/kxp/detail.action?docID=5596894.

[5] Hendrix, Harville; Hunt, Helen (2021): Doing imago relationship therapy in the space-between. A clinician’s guide. First edition. New York, NY: W.W. Norton & Company.

red
red